Stadt Oldenburg Geschichte - Das Zivil-Casino 1842 bis 1959 - Als die Bahn direkt zur Norddeutschen Riesenfete fuhr - Umgehungsstraße - Straßennamen - Oldenburger Ansichten - Der Oldenburger Residenz-Bote - Oldenburger Briefmarken - Eversten-Bloherfelde Interessantes aus dem Stadtwesten u.a. über die Kanalbrücke Hundsmühler Straße - Oldenburger Sagen
1. Historie
Geboren wurde ich in Oldenburg, wo ich heute noch lebe, daher zunächst etwas über meine Stadt Oldenburg (Oldb):
Größe: 10.296 ha groß, Einwohner am 31.12.2022: 173.987, Bundesland Niedersachsen, Kfz-Zeichen: OL, Oldenburger Lokalsender siehe: www.oeins.de/
1108: erstmals als "Aldenburg" urkundlich erwähnt - 06.01.1345: Graf Konrad I. von Oldenburg verleiht Oldenburg bremisches Stadtrecht - 1448: Graf Christian von Oldenburg wird König von Dänemark - 1603-1667: Regentschaft Graf Anton Günthers 1667: Pest in Oldenburg - 1667-1773: Oldenburg unter dänischer Herrschaft - 1676: Großbrand zerstört die Stadt – 1680: Eingem. des Inneren Damms und der Mühlenstraße -1773: Oldenburg fällt vertragsgemäß an Holstein-Gottorp – Residenzstadt des Herzogtums - 1785: Die Stadt wird unter Herzog Peter Friedrich Ludwig im klassizistischen Stil umgestaltet - ab 1789: Abtragung der Wälle, Schleifung der Festigungsanlagen – 1808 Huntestr. u. mittlerer Damm kommen zur Stadt -1811/1813: französisch besetzt (Mairie Oldenburg) – 1814: Aufteilung der Oldenburg umgebenen Hausvogtei Oldenburg in die Landgemeinden Oldenburg und Osternburg - 1815–1918 Residenz des Großherzogtum – 1833: Durch neue Stadtordnung gliedert sich die Stadt in die Bereiche Stadt u. Vorstädte sowie dem Stadtgebiet (Bürgerfelde) – 1855 Eingemeindung des Dammviertels - 1867: Eisenbahnanschluss – 1885: Eingliederung von Teilen des Stadtgebiet in die „Engere Stadt“ - 1918: Der Großherzog dankt ab - 1919 Hauptstadt des Freistaates Oldenburg – 01.10.1922 Zusammenschluss von Bürgerfeld und der Engeren Stadt zum Stadtteil Oldenburg und Eingemeindung von Osternburg, das in Stadtteil und ein Stadtgebiet (bis 1933) aufgeteilt wird – 01.08.1924 Teile der Gemeinde Eversten werden als Stadtteil Eversten in die Stadt eingemeindet, der Rest bildet die neue Gemeinde Ofen – 15.05.1933 Eingemeindung der Gemeinde Ohmstede (Nordteil mit Wahnbek kommt zu Rastede) - 1933-1945: "Gauhauptstadt" Weser-Ems - Am 06.01.1945 erschien zum 600. Stadtjubiläum noch eine Briefmarke (siehe Artikel unter Nr. 7)- 3.Mai 1945 Besetzung durch kanadische Truppen – 1945-1946 Hauptstadt des wiedererrichteten Land Oldenburg - 1945: Anwachsen zur Großstadt durch Aufnahme von 42 000 Flüchtlingen (Einwohnerzahl 1950: 120 000) - 1946 Oldenburg geht in das neugebildete Land Niedersachsen über, Sitz des Präsidenten des Niedersächsischen Verwaltungs-bezirks Oldenburg von 1946–1977 – 1967: Einweihung der Fußgängerzone, eine der ersten Deutschlands - 1973: Gründung der Universität Oldenburg - 1978 -2004: Hauptstadt des Regierungsbezirkes Weser-Ems 2000 Eröffnung Horst-Janssen-Museum – 2005 Olantis Huntebad, EWE-Arena - 2009 Stadt der Wissenschaft - 2012 Oldenburg wird Drittgrößte Stadt in Niedersachsens.
Den Anstoß zur Errichtung des Casinos gaben literarische Vereinigungen, die das geistige Leben in Oldenburg seinerzeit bestimmten, darunter der Große Club, wozu auch die Fürsten Oldenburgs gehörten. In den Jahren 1840 bis 1842 kam es zum Bau des Gebäudes wodurch der Platz erst seine Geschlossenheit erhielt. Der Architekt und Hofbaumeister Heinrich Strack d. Ältere (1801-1880), der hier bereits die Wohnhäuser 1 und 1a in den Jahren 1839/40 errichtet hatte schuf das Gebäude als dominanten Abschluss des Platzesdas als schönstes Beispiel des epigonalen Spätklassizismus in Oldenburg galt.
Der Mittelteil der Frontachse mit seinen säulengetragenen Empfangsbalkon und dem darunter liegenden Hauptportal war zum Inneren Damm (heutige Straße Schlossplatz) ausgerichtet. Hinzu kam der Saalbau,der turmartig den Mittelabschnitt überragte. Die beiden zangenartig flankierenden Flügelbauten wurden durch die Dreiteilung ihrer Fenster integraler Teil des Theaterwalls und unterstrichen daneben auch den nötigen Abstand des zurückliegenden Saalteils. Der 266 qm große Festsaal ging durch zwei Geschosse und galt mit dem Lesezimmer und der Bibliothek als Prunkstück des Casinos. Außerdem gab es ein Restaurant mit Küche und Nebenräumen, ein Frühstückszimmer, einen Billardraum, einen Spielsaal und Wohngelegenheiten für den Casinowirt und von Bediensteten.
Bereits am 26.12.1842 wurde das Gebäude durch einen Ball mit über 600 Gästen in Anwesenheit der fürstlichen Familie festlich eröffnet. Am 01.01.1843 zog die „Casino-Gesellschaft in das neuerrichtete Gebäude ein, das lange Zeit der gesellschaftliche Mittelpunkt Oldenburgs wurde. Als Treffpunkt der Honoratioren und der „Stammtisch“ der Leute die Rang und Namen in Oldenburg hatten. Zahlreiche öffentliche Veranstaltungen erlebte das Gebäude, wie zum Beispiel die Wahlversammlungen 1848 und 1849. Später kam es noch zu Erweiterungen des Gebäudes.
Um 1938 wurden rund 100.000 RM in das Gebäude investiert, um das Casino mit großen Aufwand zu renovieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg richteten die Engländer für ihre Soldaten ihre NAAFI-Zentrale (Navy, Army and Airforce Institutes) mit Kaufhaus und sozialem Zentrum in dem Gebäude ein. Nachdem der Union Jack im Mai 1958 vom Fahnenmast vor dem Casino eingeholt wurde fragten die Oldenburger sich, was die Casinogesellschaft mit diesem Gebäude machen würde. Obwohl die Engländer angeblich mehrere Hunderttausende DM für Renovierungen im Inneren des Hauses investiert hatten, bezeichneten die Vorstandsmitglieder der Casino-Gesellschaft, das Gebäude als Trümmerhaufen. Bausachverständigte rechneten aus, das 328.000 DM erforderlich wären um das Kasino im früheren Gewande wiedererstehen zu lassen. Mit acht Brauereien hatte man als mögliche Pächter verhandelt, es wurde sogar an Kammerspiele oder etwas Ähnliches gedacht. Jedoch allen Interessenten waren die Kosten zu hoch. Die Casinogesellschaft selbst kam wegen der finanziellen Belastung durch Umbau, Renovierung, Lastenausgleich und Steuern selbst für die Trägerschaft eines Kasino-Unternehmens nicht in Frage.
Ansichten vom Kasinoplatz, Foto rechts oben vor dem Abriss, Foto rechts unten mit Neubau LZB. Archiv Stolle.
So wurde der bestehende Denkmalschutz für dieses Gebäude vom Denkmalschutzrat aufgehoben, nachdem im Juli 1958 das 1.500 Quadratmeter große Grundstück an die Landeszentralbank verkauft wurde, um dort einen Neubau zu errichten. Am Vormittag des 12.05.1959 kam es beim Abriss des Gebäudes zu einem krachenden Einsturz als ein Balkon, an dem sich ein Maurer gestützt hatte, herunterfiel und gegen das Baugerüst prallte und damit einen Teil herunterriss. Passanten kamen mit den Schrecken davon, da der Platz vor dem Kasino abgesperrt war. Der Neubau am Kasinoplatz 3 wurde im Januar 1961 von der Bank bezogen. Ich frage mich, warum man nicht zu mindestens das am Kasinoplatz liegende stadtprägende Frontgebäude erhalten und in den Bankneubau integriert hat. Auch die von Strack errichteten Wohnhäuser Kasinoplatz 1 und 1b wurden 1966 abgerissen.
3. Mit dem Zug direkt zur Weser Ems-Halle Erinnerung an die NDR-Riesenfete
Auch wenn sich heute so mancher beklagt, dass selten große Musikstars in der Weser-Ems-Halle Oldenburg auftreten, dann und wann fanden auch Künstler aus der Musikbranche wie z. B.Tina Turner, Sting oder Deep Purple (06.10.1991), die Scorpions (04.01.1991) oder Bon Jovi (09.12.1989) in die Halle. Ich selbst erinnere mich noch an die zwei Openair Konzerte im Jahre 1983 von Joe Cocker (26.08.) und Karat, die vor dem Bau der Messehalle im damaligen Innenhof der Weser-Ems-Halle in den achtziger Jahren stattfanden. Während ich Joe Cocker, aber erst Jahre später in der Stadthalle Bremen erlebte, habe ich das Konzert der DDR-Band „Karat“ selbst life miterlebt. Dann war es aber auch erst mit Open Air vorbei, denn es gab Beschwerden von Anwohnern, da der Lärm bis in die südlichen Stadtteile zu hören gewesen sein soll. Außerdem wurde damals der Ruf laut den Innenhof für Veranstaltungen wie z.B. die jährliche Hengstkörung zu überdachen. So entstand dort die Messehalle, die sogar für Fernsehübertragungen, wie „Wetten dass“, „Verstehen Sie Spaß“ oder „Musikkantenstadel“ genutzt wurde. Ein besonderes Highlight war aber die Norddeutsche Riesenfete von NDR 2 Aufgrund des 15jährigen Jubiläums der Sendung „Club auf NDR 2“ fand am 03.12.1984 in der neuen provisorisch hergerichteten Messehalle eine Riesenfete mit 12.000 Besuchern und Auftritten von Herbert Grönemeyer, Shakatak, Rodgau Monotones und Lake statt. Aus verschiedenen Regionen Norddeutschlands waren die Besucher mit mehreren Sonderzügen der DB nach Oldenburg angereist.
Die Züge fuhren damals zunächst zum Hauptbahnhof und wurden von dort weiter über ein Zubringergleis direkt zur Weser-Ems Halle geleitet, dort hatte man eigens einen Sonderbahnsteig eingerichtet, daher konnten die Besucher von dort ohne weite Wege direkt in die Messehalle gelangen. Aufgrund des Erfolges der Veranstaltung fand im Jahr 1985 die Riesenfete nun sogar an 2 Tagen statt. Am 06.12. und am 07.12.1985 brachten wieder Sonderzüge aus dem gesamten Sendegebiet des NDR die Besucher direkt zur Weser-Ems-Halle um dort Peter Maffay, Klaus&Klaus, Die Strandjungs, Time Bandits, Channel 5, Tony Carcy, Ian Cussick und Level 42 live zu erleben. Die Riesenfete wurde in den nächsten Jahren zu einer festen Institution in Oldenburg. Nachdem das Zubringergleis zur Halle aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden musste, konnten die Sonderzüge allerdings nur noch bis zum Hauptbahnhof fahren.
Das Foto zeigt die Weser-Ems-Halle vor dem Bau der Messehalle zwischen den beiden Seitenhallen. Neben der westlichen Seitenhalle stehen noch Waggons auf einen der beiden früheren Anschlussgleise. Archiv Stolle
Bei den folgenden Riesenfeten traten folgende Künstler auf: 05.12./06.12.1986: Heinz Rudolf Kunze, Trio, Rio Reiser, S.O.S. Band, Chris Andrews, The London Boys, Future; 11.12./12.12.1987: Bryan Adams, Klaus Lage, Jonathan Butler, The Other Ones und die Hamburger Arroganz; 02.12./03.12.1988: Falco, Jule Neigel, Purple Schulz, Ruby Turner; 01.12./02.12.1989: Cutting Crew (s.Bild), Marius Müller-Westernhagen, Roxette, Spider Murphy Gang; 07.12./08.12.1990: BAP, Toto, Laid Back,Restless Hearts,Cagey Strings, Norbert und die Feiglinge und Klaus & Klaus; 06.12./07.12.1991: Huey Lewis & the News, Chesney Hawkes, Torfrock, Die Prinzen, Achim Reichel. Am 04.12. und 05.12.1992 sahen 27.000 Besucher Kim Wilde, Bob Geldorf, Smokie, Pur und die Münchner Freiheit. Am 29.05.1993 fand dann zum 10jährigen Jubiläum der Riesenfete eine Open Air-Veranstaltung mit Dr.Alban, Heinz Rudolf Kunze, Achim Reichel, Klaus Lage, dem Captain Hollywood Project und den Romeos aus Oldenburg statt, zudem 30.000 Zuschauer kamen.
Am 04.12.1993 traten dort Gianna Nannini, Crowded House, Cut`n` Move und Paradocs auf. Außerdem die Gruppe „The Hooters“, die einen Livemitschnitt für ein Album aufnahm. Am 03.12.1994 fand die letzte Riesenfete mit Jule Neigel, und den Bands Die Prinzen, Illegal 2000, Crash Test Dummies und Six Was Nine statt. Leider gab der NDR dann die Riesenfete in Oldenburg auf, angeblich weil es nicht genug gute Musik auf den Markt gab, wie Volker Thormählen im Oktober 1995 meinte, als er das Aus für diese traditionelle Veranstaltung verkündete. Ein weiterer Grund war wohl das auch in anderen Regionen des Sendegebietes NDR-Veranstaltungen stattfinden sollten.
Mit dem NDR-City-Festival vom 15.09. bis 17.09.2006 kehrte aber 12 Jahre nach der letzten NDR-Riesenfete noch einmal eine vom NDR organisierte Musikgroßver-anstaltung auf dem Freigelände der Weser-Ems-Halle zurück, obwohl Platz für 11.000 Besucher vorhanden war, kamen am Freitag den 15.09.2006 etwa 7.000 Besucher zu Auftritten von Sasha, Texas Lightning, Kira und Rosenstolz. Am 16.09. erlebten noch 6.000 Menschen Sebastian Hämer, Pohlmann, Culcha Candela, die Sängerin Somersault und Revolverheld, die mit Titeln wie "Freunde Bleiben" und "Mit Dir Chillen" den Abschluss bildeten. Am Sonntag wollten dann aber nur noch 3.000 Leute beim Oldieabend Harpo, Georg Mc Crae, Boney M., Dave Dee Dozy Beaky Mick & Tich und Showaddywaddy mit erleben.
In den Folgejahren entstand hinter der WEH-Halle eine neue Veranstaltungshalle, die genauso wie der Rundbau auch EWE-Arena heißt. Bisher gab es aber nach Fertigstellung noch keine entsprechende Musikgroßveranstaltung wie einst die NDR-Riesenfete.
4. Umgehungsstraße in Oldenburg
Bereits bei der Eingemeindung von Eversten hatte die Stadt
Oldenburg versprochen, das zwischen Eversten und Osternburg innerhalb von 8
Jahren eine Verbindungsstraße geschaffen werden soll. Im Zuge des Erwerbs des benötigten
Geländes wurde bereits darauf geachtet das die Straße ein Teil der im Generalbebauungsplan
von 1925 vorgesehenen Umgehungsstraße sein würde.
Die über die neue Schleuse führende Brücke sollte Teil der
späteren Automobil-Umgehungsstraße werden. Um die Baggerarbeiten zum Bau des
Küstenkanals zu nutzen, erwarb die Stadt
bereits 1926/27 das notwendige Gelände um die Spülungen für die erforderlichen
Dämme durchführen zu können. Die Verbindungsstraße wurde im November 1927
fertiggestellt, es fehlten nur noch 3 Brücken, die über Mühlenhunte, Neuer
Hunte, und Osternburger Kanal gebaut werden mussten. Da die Mittel für die
Fertigstellung der Verbindungsstraße zwischen Cloppenburger Str. über die neue
Schleuse zum Marschweg nicht vorhanden war, blieb es erstmal bei diesen halbfertigen Zustand. Zwar wurde in den Folgejahren immer
wieder über die Fertigstellung dieser Teilstrecke diskutiert, aber erst im Jahre 1939 begannen die Planungen für die Stadtumgehung in Oldenburg, das Innenministerium forderte das Oldenburger Stadtbauamt auf eine entsprechende Trassen Führung vorzulegen, die den Verkehr der Reichsstraßen 69 und 75 aufnehmen sollte. Dieses Verkehrsvorhaben hatte damals absoluten Vorrang, denn es diente vor allen dazu, den Militärverkehr zwischen den über das Stadtgebiet verteilten Kasernen aus der Innenstadt herauszuhalten. Der um 1940 vom Stadtbauamt vorgeschlagene Verlauf der Trassen entsprach in etwa dem Verlauf der heutigen Westumgehung im Zuge der A 28 bzw. A 293 vom Autobahnkreuz Oldenburg Ost bis zur heutigen Autobahnanschlussstelle Nadorst. In einem ersten Abschnitt des Baues der Umgehungsstraße wurden zwischen Mai 1940 und August 1942 der nördliche Abschnitt von der Nadorster Straße bis zur Ammerländer Heerstraße und der südliche Abschnitt vom Prinzessinweg bis Cloppenburger Straße mit zweispuriger Fahrbahn fertiggestellt. Im Zuge dieser Stadtumgehung wurde auch die Hauptstraße von dem neuen Verkehrszug in Höhe der Hundsmühler Straße, von der ein kleiner Teil in diese Umgehung miteinbezogen wurde, ebenerdig gekreuzt. Als man im Sommer 1943 die Arbeiten für die Stadtumgehung kriegsbedingt einstellen musste, war vom fehlenden Teilstück im Stadtwesten nicht nur die Brücke über den Fluss Haaren fertig gestellt worden, sondern auch schon mit Dammaufschüttungen begonnen worden, so das die künftige Straßenführung bereits sichtbar war. Die Verbindung des nördlichen und südlichen Abschnittes der Umgehungsstraße erfolgte auf dem zwischen Ammerländer Heerstraße und Bernhardstraße fehlenden Teil zunächst provisorisch über den Prinzessinweg. Noch bis in die sechziger Jahre quälte sich hier, der von Jahr zu Jahr stärker werdende Fernverkehr durch die vorher so beschauliche Wohnstraße. Nachdem in den fünfziger Jahren zunächst der fehlende Abschnitt zwischen Cloppenburger Straße und Bremer Heerstraße am 04.06.1954 fertig gestellt worden war, wurde das fehlende Teilstück im Stadtwesten erst Anfang der sechziger Jahre in Angriff genommen.
Zum Osterfest 1964 rollte dann der Autoverkehr über das westlich des Prinzessinweg als Hochbrücke neugebaute Verbindungsstück. Diese Hochbrücke überspannt auch die bereits während des Krieges fertig gestellte Haarenbrücke, da diese ja noch für den ursprünglich geplanten ebenerdigen Verlauf der Stadtumgehung errichtet worden war. Während an der Gneisenaustraße eine weitere Brücke errichtet wurde, wurde die Verbindung der Scharnhorststraße zum Prinzessinweg gekappt, seitdem endete die Straße an der Dammaufschüttung der Umgehungsstraße.
Bild: Blick von der Bloherfelder Straße auf die Brücke an der alten Molkerei in Richtung Haaren (Foto A.Stolle)
Verbreiterte Brücke über die Gneisenaustraße Blickrichtung zum Prinzessinweg um 1978. (Foto A.Stolle)
Der niveaugleiche Abschnitt der Umgehung begann nun erst kurz vor der Kreuzung mit der Hauptstraße. Diese Kreuzung sollte sich in den Folgejahren zu einem berüchtigten Engpass mit vielen Verkehrsstaus entwickeln, der erst zwischen 1977 und 1981 durch die Hochlegung des Verkehrsweges im Zuge des erfolgten Umbaus zur Autobahn A28 beseitigt wurde. Der erste Teil der Brücke wurde bereits im Oktober 1978 freigegeben und am 30. Juni 1981 konnte die gesamte Südumgehung eröffnet werden.
5. Straßennamen in Oldenburg
Auch in der Stadt Oldenburg gibt es Straßen, die in früheren Zeiten mal einen anderen Namen trugen, wie zum Beispiel die Straße Schlossplatz, die bis 1913 Innerer Damm hieß. Umbenennungen gab es auch in Folge der Eingemeindung von Osternburg, Eversten und Ohmstede, da es nun einige Straßennamen doppelt in Oldenburg gab, wie zum Beispiel die Lindenallee. Die in Eversten liegende Lindenallee erhielt daher den neuen Namen Haarenfeld, den der vorher zur Stadt Oldenburg gehörende Straßenabschnitt bereits führte. Auch der heutige Uhlhornsweg hieß einmal Lehmkuhlenweg und der Hotingsweg heißt heute Quellenweg, da dort zeitweise eine Heilquelle betrieben wurde. In der Nazizeit wurde nicht nur die Straße Abraham in Winkelgang umbenannt, auch alle Straßen, die den Begriff Chaussee trugen wurden umbenannt. So wurde zum Beispiel aus der Bremer Chaussee, die Bremer Heerstraße und aus der Ofener Chaussee, die Ammerländer Heerstraße und die Bloherfelder und Hundsmühler hießen statt Chaussee fortan Straße. Die vom Melkbrink in Richtung Norden verlaufende Alexander Chaussee bekam den Namen Alexanderstraße, der vorher nur für den vorderen Abschnitt bis zum Melkbrink galt. Auch die ab Bürgerstraße beginnende Donnerschweer Chaussee hieß nun wie der vordere Teil Donner-schweer Straße. Die Nadorster Chaussee wurde zwischen Hochheider Weg und Etzhorner Weg ein Teil der Nadorster Straße und der übrige Teil hieß fortan Wilhelmshavener Heerstraße. Aus dem Edewechter Weg wurde damals übrigens die Edewechter Landstraße. Die Namen wurden auch nach 1945 beibehalten, nur wenige Straßen und Plätze, die nach Nazigrößen benannt wurden, erhielten ab Mai 1945 ihren alten Namen zurück, wie zum Beispiel die Carl-Röver-Straße, die nun wieder in Heiligengeiststraße umbenannt wurde. Die Straße Winkelgang erhielt dagegen erst vor einigen Jahren seinen historischen Namen Abraham zurück.
Es gab aber auch Umbenennungen von Straßenteilen, als Anfang der 40er Jahre durch den Bau der Umgehungsstraße der Nedderend getrennt wurde erhielt der auf der westlichen Seite liegende Straßenteil und die neue Zufahrtstraße den Namen Babenend. Auch nach 1945 hat es Umbenennungen von Straßen gegeben, so erhielt die Brunnenstraße in Osternburg den Namen Hermann-Ehlers-Straße, nach dem 1954 verstorbenen Bundestagspräsidenten, der zuletzt in Oldenburg lebte und aus dem Schaftriftsweg in Kreyenbrück wurde die Klingenbergstraße. Einige Straßen hatten nur eine kurze Lebensdauer, wie die Zwischenahner Straße, der Name des Zubringer aus dem Ammerland zur Umgehungsstraße verschwand nach dem Umbau des Straßenzuges zur Autobahn wieder. In Bloherfelde trug die Acordialstraße kurzzeitig den Namen Käthe-Kollwitz-Straße, da die damals dort ansässige Firma die Straße nach ihren Markennamen benannt haben wollte, befindet sich die Käthe-Kollwitz-Straße heute im Stadtnorden.
Bild oben:Das Haus Tannenkampstraße 37 auf der rechten Seite unten wohnten meine Großeltern, später gehörte das Haus zum Christopherweg und an der Kurve begann die Huntemannstraße,
Aber auch historisch gewachsene Straßenzüge erhielten im Laufe der Erschließung neuer Siedlungsgebiete unterschiedliche Straßennamen ein gutes Beispiel sind in Eversten die Blücherstraße und die Tannenkampstraße. Die Blücherstraße trägt zwar erst seit 1904 diesen Namen, aber die vorherige Moorstraße war lange Zeit eine der wichtigsten Verbindungen von der Stadt ins Moor. Noch bis Mitte der dreißiger Jahre begann die Blücherstraße bereits am Prinzessinweg und führte zunächst in nordwestlicher Richtung bis sie nach Südwesten zur Eichenstraße abbog. Als an dieser Kurve eine neue Stichstraße zur Bloherfelder Straße angelegt wurde, kam es auf zwei Abschnitten der Straße zu Umbenennungen. Der Abschnitt zwischen Prinzessinweg bis Scharnhorst-straße heißt seitdem Gneisenaustraße, der Abschnitt bis zur Kurve und die neue Stichstraße wurden der ebenfalls von Prinzessinweg kommenden Scharnhorst-straße zugeschlagen. Seitdem heißt nur noch der in südwestlicher Richtung zur Eichenstraße verlaufende Teil Blücherstraße. Als in den sechziger Jahren die Umgehungstraße gebaut wurde verlor die Scharnhorststraße die Verbindung zum Prinzessinweg, dafür gelangte man aber schon bald auf einer neuen Stichstraße zur Tannenkampstraße und auf dieser zur Hauptstraße. Die neue Stichstraße erhielt auch den Namen Tannenkampstraße. Da diese Straße vorher einen anderen Verlauf zur Scharnhorststraße gehabt hatte erhielten die alten Abschnitte die neuen Straßennamen Christopherweg und Huntemannstraße.
Foto unten: Blick zum Christopherweg vormals Tannenkampstraße während des Baues des Studentenheims Anfang der 60er.
Heute befindet sich auf dem Grundstück das erweiterte Gelände des Friedhofs Eversten Fotos: Archiv Stolle
Aus Anlass des 100. Geburtstags vonLeo Trepp (04.03.1913 – 02.09.2010), Ehrenbürger der Stadt Oldenburg und letzter Landesrabbiner im Land Oldenburg am 4. März 2013 wurde der Teil der Wilhelmstraße, der die Marien- mit der Katharinenstraße verbindet, in Leo-Trepp-Straße umbenannt. Da die im Jahre 1868 an der Wilhelmstraße errichtete Baptistenkirche seit 1995 als Synagoge der jüdischen Gemeinde Oldenburg genutzt wird, wurde diese Straße, als die am besten geeignete Straße Oldenburgs für diese Ehrung angesehen. Außerdem habe die Wilhelmstraße nach Ansicht der Stadt ohnehin „keinen personalen oder historischen Bezug". Es steht ganz außer Frage, das dieser Teil der Wilhelmstraße am ehesten dafür geeignet ist, an Leo Trepp zu erinnern, wie auch nochmal derBericht der NWZ zeigt.
Aber gab es wirklich keinen personalen Bezug zu einer Person mit Namen "Wilhelm" ? Ein Grund sich mit der Historie dieser Straße einmal näher zu beschäftigen. Bis 1842 hieß der Weg, der von der Marienstraße hinter dem 1838 auf der Haarenschanze erbauten Peter-Friedrich-Ludwig-Hospital verlief, „Weg um die Schanze“ auch Schanzweg genannt. Um 1843 erfolgte die Verlängerung zur Katharinenstraße, dabei wurde die bisherige Verbindung zur Peterstraße aufgegeben. Die Verlängerung zur Blumenstraße, die bereits im Jahre 1855 geplant war kam erst 1864 zustande. Nach 1842 stellten mehrere Anwohner wiederholt den Antrag, die Straße "Wilhelmstraße" zu nennen, was dann auch 1854 passierte. Als Grund führten die Anwohner an, dass der alte Name die Vornehmheit ihres Wohnortes und damit den Wert der Grundstücke beeinträchtigte. Aus der Tatsache das keiner der Antragsteller mit Vornamen Wilhelm hieß und berühmte Leute mit diesem Namen aus jener Zeit auch nicht zu ermitteln seien, schloss später der Stadtarchivar Dietrich Kohl in seiner 1919/20 veröffentlichten Arbeit “Die Straßen von Oldenburg“, dass der Wohlklang des Namen die Antragsteller bezaubert habe und der Magistrat nicht die Kraft fand den historischen bedeutsamen alten Namen beizubehalten.
Es ist eigentlich verwunderlich, dass Dietrich Kohl nicht auf den Gedanken kam, das ein 1823 verstorbener Herzog der Namensgeber für diese Straße sein könnte. Da sie doch parallel zur Peterstraße verlief, die 1839 ihren Namen nach Herzog Peter-Friedrich-Ludwig (1755 – 1829)erhalten hatte und auch die benachbarte Georgstraße laut Kohl am 28.03.1846 ihren Namen nach Peters jüngeren SohnPeter Friedrich Georg (1784 – 1812) erhalten habe. Der ältere Sohn Peters, der seit 1829 regierendeGroßherzog Paul Friedrich August von Oldenburg (1783 – 1853) hatte 1849 zugestimmt, dass der von der Ofener Straße zum Steinweg führende Weg nach ihm Auguststraße genannt wurde. Auf Grund dieser Tatsachen läge es meiner Ansicht doch nahe, das die Wilhelmstraße aus Anlass des 100. Geburtstages nachHerzog Peter Friedrich Wilhelm (1754 -1823) benannt wurde. Es mag wohl daran liegen, dass der Sohn des ersten Herzogs von Oldenburg Friedrich August (1711 – 1785)gemütskrank und tiefsinnig war, und auch keine wesentliche Rolle in der oldenburgischen Geschichte spielte, dass man sich um 1919 nicht mehr vorstellen konnte, dass dieser Namensgeber der Straße war. Immerhin am 12.12.1773 besuchte er mit seinen Vater Friedrich August aus Anlass der Übernahme des Herzogtums sogar einmal die Stadt Oldenburg. Der Herzog „Wilhelm“ war von 1785 bis 1823 zwar offiziell der Herzog von Oldenburg, die Regierungsgeschäfte wurden tatsächlich aber von seinem Vetter und Vormund Peter Friedrich Ludwig als Landesadministrator ausgeübt. Erst nach Wilhelms Tod am 02.07.1823 wurde Peter Friedrich Ludwig dann auch offiziell Herzog von Oldenburg. Den ihn 1823 schon zustehenden Großherzogstitel führte „ Peter I“ aber nicht.
Die Mitglieder des ehemaligen Oldenburger Fürstenhauses werden heute als Namensgeber für August-; Georg- und Peterstraße genannt, als Grund für die Namensgebung der Wilhelmstraße wird im heutigen Adressbuch aber „damals beliebter Vorname“ angegeben. Der Name Wilhelm war zwar bereits seit dem Mittelalter in Adelskreisen ein beliebter Name, als Vorname wurde er, aber erst ab 1860 in Deutschland sehr populär, was wohl auch an den damaligen Kaisern lag. Um 1900 lag Wilhelm sogar öfters auf Platz 1, nach 1920 ging die Beliebtheit dieses Namens aber zurück wie man auch auf der Seite „BeliebteVornamen“ lesen kann. Da die Straße bereits 1854 ihren Namen erhielt spricht aus meiner Sicht daher vieles dafür das der Herzog der Namensgeber war. Der Straßenabschnitt zwischen der Katharinenstraße und der Blumenstraße heißt auch künftig Wilhelmstraße, die Herkunft des Straßennamens wird aber wohl weiterhin im Dunkeln bleiben.
6. Alte Ansichten - über 150 Jahre Ansichtskarten
Die Erfindung der Ansichtskarte feierte im
Jahre 2020 ihrem 150. Geburtstag, aus diesem Anlass präsentierte vom 06.12.2020
bis zum 31.01.2021 das Stadtmuseum Oldenburg die Ausstellung „Von Oldenburg in
die Welt – 150 Jahre Ansichtskarte“.
In Oldenburg (Oldb) wurde einst die Ansichtskarte erfunden, schon am 16. Juli 1870 bedruckte der Hofbuchhändler August Schwartz (*29.05.1837 Dortmund verstorben am 23.05.1904 in Oldenburg) eine Korrespondenzkarte mit dem Bild eines Kanoniers und schickte sie zu seinen Schwiegereltern nach Magdeburg. Diese Karte wird allgemein als erste Ansichtskarte angesehen, so dass Schwartz als Erfinder der bedruckten Bildpostkarte gilt. Die meisten Ansichtskarten aus den 20er bzw. 30er Jahren, die mein Vater gesammelt hat, waren schwarzweiß. Als Kind fanden bei mir allerdings die wenigen farbigen Postkarten, mein Interesse, da sie sich von den heutigen Karten sehr unterschieden. Meist waren es Ansichtskarten aus der Bergwelt. Aber auch einige farbige Karten aus dem alten Oldenburg wie dem Theater oder Augusteum am Damm waren dabei.
7. Wochenblatt „Der Oldenburger Residenz-Bote“
Mein Opa Karl Peper erzählte mir mal von der Zeitung „Oldenburger Residenz-Bote“. Dabei handelte es sich um eine linksliberale satirische Zeitung, die ab 28.11.1902 jeden Sonnabend erschien und seinerzeit eine schärfere Note in die Zeitungslandschaft des Großherzogtums Oldenburg brachte. Mit seinen bissigen Kommentaren und Karikaturen politisierte das im Verlag des Nordwestdeutschen Literatur-Bureaus an der Ofener Straße 5 von Hans Biermann herausgebende Blatt die öffentliche Meinung. So wurden zum Beispiel 1902 und 1903 Karikaturen zur Landtagsdiskussionen über die Einführung eines neuen Wahlrechts oder am 17.08.1907 über das vom Delmenhorster OB Erich Koch veranlasste Vorgehen der Polizei gegen italienische Streikbrecher im Delmenhorster Bauarbeiterstreik veröffentlicht. Aufsehen in ganz Deutschland gab es für den Residenzboten, als der Chefredakteur Hans Biermann den Leitenden Minister im Großherzogtum Oldenburg Franz Friedrich Ruhstrat in den Jahren von 1902 bis 1905 bezichtigte an einer Spielaffäre beteiligt gewesen zu sein. Bei den Glücksspielen soll auch ein Mitspieler Selbstmord begangen haben. In den vom Minister gegen seine Gegner geführten Beleidigungsklagen wurde auch Biermann zu einer empfindlichen Strafe verurteilt. Diese Urteile der Oldenburger Gerichte wurden seinerzeit in der überregionalen Presse als „Justizskandal“ bezeichnet. Da Biermann eine Bewährungsstrafe erhielt musste er später wegen eines anderen Artikels für einige Zeit ins Gefängnis. Das Blatt erschien zwar weiter, geriet aber in dieser Zeit in die roten Zahlen, so dass Biermann durch Verkauf seines Hauses die Zeitung rettete. Die Haft hatte aber auch zur Folge, dass der Residenzbote seine scharfe Note verlor und sie leider auch so nach 1918 nicht wieder fand. Aus dem vorher „Kritisch-satyrisches, politisches und unterhaltendes Wochen-blatt mit Illustrationen“ wurde ein „Vollkommen unabhängiges politisches Wochenblatt mit volkstümlichem illustrierten Unterhaltungs-teil“. Trotzdem wurde der lange Zeit bei Dannemann & Thoms gedruckte Oldenburger Residenzbote im Jahre 1934 von den Nazis verboten. Nach 1945 erfolgte ein Neustart durch Herrn Alfred Wenzel, der mit Biermann gut bekannt war und unter dem alten Namen die Zeitschrift neu auflegte. Sein Stiefsohn Hans Bartz erinnert sich noch heute an die Zeit als er als Schüler das Heft von Haus zu Haus verkaufte. Leider kam es später von Seiten Biermanns zu Differenzen, so das Wenzel den Namen der Zeitung in "Oldenburger Bundesbote" ändern musste, was schließlich zum Ende des kritischen Blattes führte. Laut einem Artikel in dem Buch „Oldenburger Stadtgeschichte“ existierte der Residenzbote im Juli 1950 aber noch unter den alten Namen, denn damals soll in einem Artikel der Zeitschrift das Wohnungsamt der Stadt Oldenburg als "Haus der tausend Seufzer" bezeichnet worden sein. Leider sind die Informationen die man über den Residenzboten heute findet sehr spärlich. Im NDR-Fernsehen wurde vor Jahren mal in einer Dokumentation über Biermann und seine Zeitung berichtet.
8. Oldenburger Briefmarken
Im Januar 1852 schloss sich das Großherzogtum Oldenburg dem Deutsch-Österreichischen Postverein an. Dies hatte die unverzügliche Einführung eigener Briefmarken zur Folge. In einer Regierungsbekanntmachung vom 18. Dezember 1851 hieß es dazu: "Auf den Frankomarken ist der Wert derselben auf einem Schilde unter dem Oldenburg-Delmenhorster Hauswappen mit einer Krone, in Bruchteilen des Thalers und auf einem Bande an der rechten Seite des Schildes in Silbergroschen, an der linken Seite in Groten angegeben. Unter dem Schilde befindet sich auf einem Bande die Bezeichnung Oldenburg". Im Steindruck-verfahren auf farbigem Papier ging die erste Markenausgabe Oldenburgs bei der Stallingschen Buch- und Steindruckerei zu Oldenburg in Auftrag. Erstausgabetag war der 5. Januar 1852. Allerdings erschien nicht an diesem Tag etwa die Nr. 1, sondern gleich die Nummern 2 und 4. Die Erklärung dafür ist aber ganz einfach: Bei abgeschlossenen Sammelgebieten listet der Michel-Katalog den jeweils kleinsten Nennwert einer Markenserie als Nr. 1, und das ist in diesem Fall eben die am 30. Januar 1855 erschienene 1/3-Silbergroschen-Marke. Oldenburg trat wie die meisten deutschen Staaten 1857 dem Münzvertrag bei, der für die bisherige Einteilung des Thalers in 72 Groten die einheitliche Rechnung nach Groschen einführte. Neben dieser Veränderung wurde auch an der Gestaltung des Postwertes gefeilt: Die Marken zu 1/3, 1, 2 und 3 Groschen unterschieden sich zum einen in der Farbgebung - die Palette reichte von schwarz auf grün, blau, indigo, rosa bis hin zu schwarz auf gelb - und zum anderen in der zentraleren Lage des Wappens, welches, von nun an durch die Symbole der Landesteile Lübeck, Jever und Birkenfeld ergänzt, dem Anspruch eines Staatswappens entsprach. Die aktive Markenzeit Oldenburgs endete, wie in so vielen anderen altdeutschen Ländern, mit dem 1. Januar 1868. Anstelle der Verwendung eigener Briefmarken galten von nun an die Postwertzeichen des Norddeutschen Postbezirks.
(15) Links: gezähnter Block von 1948 mit Motiven Schloss Jever - Schloss Oldenburg - Linoleumwerk Delmenhorst - Rathaus Wilhelmshaven Rechts:Marke 1852 - Marke 1928 - Marke 1945
Im Jahre 1928 gab die Deutsche Reichpost im Rahmen der Wappenserie „Nothilfe“ auch eine Marke mit dem Wappen des Freistaates Oldenburg heraus. Eine der letzten Marken die vor Ende des zweiten Weltkrieges erschien, war die am 06. Januar 1945 herausgegebene Marke zum 600 Jubiläum der Stadt Oldenburg. Die 1948 aus 2 Blocks bestehende Ausgabe „ Landeshilfe Oldenburg des Deutschen Roten Kreuzes“ kam leider nicht zur Ausgabe. Es gibt gezähnte und geschnittene Blockpaare. Die Deutsche Bundespost bzw. Deutsche Post AG gab bisher keine Marken zum Thema Oldenburg heraus. Die im Oldenburger Land tätigen privaten Briefverteiler bieten dagegen Marken mit Oldenburgmotiven an.
1. Gesangverein Teutonia Eversten
Am 28.12.2016 berichtete die NWZ darüber, das sich der Gesangverein Teutonia Eversten nach 123 Jahren im April 2016 ausgelöst hat, da zuletzt nur noch 10 bis 15 Sängerinnen zu den Proben kamen. Mehr über die Geschichte des Vereins findet man auf der Homepages des Bürgervereins Eversten.
Mein Vater Heinz Stolle war viele Jahre Mitglied des Gesangverein Teutonia Eversten, zunächst sang er im Männerchor als II. Tenor und seit 1968 im Gemischten Chor. In den 80er Jahren gehörte mein Vater dem Vorstand an und war auch lange Jahre 2. Vorsitzender des Vereins. Noch bis ins hohe Alter nahm er aktiv am Vereinsleben teil und war bis zu seinem Ableben im April 2013 Vereinsmitglied.
Bild links: 1955 II.Tenor: von links Gustav Windels, Hugo Weber, Heinz Stolle, Günther Jedebrock, Herbert Leonhard, Joh. Diers. Bild rechts: 1994 Heinz Stolle 50. Jahre Sänger.
Bild unten links: 1992 Vorstandsitzung mit neuer Fahne, Bild rechts mitte Kohlkönig Heinz Stolle 2.v. links, rechts Egon Diedrich, Bild rechts unten Vereinswappen. (Archiv Stolle)
Neben den Gesang gehörten auch Kohlfahrten, Weihnachts- und Karnevalfeiern zum Vereinsleben. Zunächst als Festwart und seit 1986 als 1.Vorsitzender organisierte Egon Diedrich so manche Tages- und Mehrtagesfahrten des Vereins. An einigen dieser Fahrten, wie die Tagesfahrt nach Schwerin oder die Mehrtagesfahrten ins Weserbergland, nach Neubrandenburg, Bautzen/Dresden oder ins Salzburger Land, habe auch ich teilgenommen und sie werden mir immer in guter Erinnerung bleiben.
2. Beschreibung Eversten-Bloherfelde
Geboren wurde ich in Oldenburg (Oldb), bis zum 30. Lebensjahr wohnte ich am Osterkampsweg in Eversten, danach zog ich nach Bloherfelde. Beides sind Stadtteile die im Südwesten von Oldenburg liegen. Diese Gebiete gehören erst seit der Eingemeindung der früheren Gemeinde Eversten im Jahre 1924 zur Stadt Oldenburg.
Die Gemeinde Eversten, entstand erst im Jahre 1897 durch die Teilung der Landgemeinde Oldenburg in die Gemeinden Ohmstede und Eversten. Die erste Wahl des Gemeinderates für die Gemeinde Eversten fand am 29.06.1897 statt, der erste Gemeindevorsteher war Johann Christian Kayser, es folgten 1901 Bernhard Friedrich Schwarting und von 1914 bis 1924 Georg Bruns. Der am 15.09.1923 zwischen der Gemeinde und der Stadt Oldenburg geschlossene Vertrag umfasste noch das gesamte Gemeindegebiet, dagegen gab es nicht nur in den ländlichen Bezirken Bedenken, sondern auch im oldenburgischen Landtag. In der Landtagssitzung vom 19.06.1924 wurde das Gesetz zur Vereinigung eines Teils von Eversten mit der Stadt Oldenburg und der Bildung einer Gemeinde Ofen verabschiedet. So wurde nur der östliche Teil mit den ehemaligen Bauernschaften Eversten I, Eversten II, Eversten III, Eversten IV, Nordmoslesfehn, Bloherfelde, Wechloy und Alexanderfeld nach Oldenburg eingemeindet. Die eher ländlichen westlichen Gebiete der Gemeinde mit Metjendorf, Ofenerfeld, Ofen, Wehnen, Bloh, Petersfehn I , II, Friedrichsfehn und dem Wildenloh bildeten die neue Gemeinde Ofen, die bis 1933 bestand. Die zur Stadt Oldenburg gekommenen Gemeindeteile bildeten laut einer Stadtkarte von 1925 den neuen Stadtteil Eversten und umfassten den gesamten Westteil der Stadt Oldenburg. Mittlerweile wurden daraus aber (von Nord nach Süd aufgezählt) die Stadtteile Alexandersfeld, Wechloy, Bloherfelde, Eversten und Nordmoslesfehn.
Die frühere Gemeinde Eversten war in zwei evangelischen Kirchengemeinden aufgeteilt, im Norden die Pfarrgemeinde Ofen mit Petersfehn, Wechloy, Ofen, Metjendorf und Bloh. Der südliche Teil bildete die Pfarrgemeinde Eversten zu der neben Bloherfelde, Friedrichsfehn und Nordmoslesfehn, auch die in der Gemeinde Wardenburg liegenden Ortschaften Südmoslesfehn und Hundsmühlen (nördlich der Rosenallee Ortsteile) gehörten.
Immer wieder beschäftigen sich Leute mit der Frage welche Gebiete eigentlich genau zu Eversten und welche zu Bloherfelde gehören. Eine offizielle Grenze zwischen den Stadtteilen wurde von der Stadt Oldenburg nie festgelegt und das dürfte auch nicht so einfach sein. Ursprünglich gehörte Bloherfelde zur Bauernschaft Bloh und bestand aus Bauernhöfen und einigen Häusern an der Bloherfelder Straße. Zwischen dieser und dem südlich gelegenen Osterkampsweg, der zu Eversten III gehörte, gab es bis zur Mitte der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts nur Felder und Wiesen und ein paar Bauern-häuser. Ungefähr in der Mitte dieser unbebauten Fläche lief eine Wallhecke, früher als Kind nahm ich mal an, dass dies die Grenze zwischen den Stadtteilen wäre, obwohl das südlicher liegende Bauernhaus der Fam. Schütze, eine Hausnummer der Bloherfelder Straße hatte. Um 1964 wurde begonnen diese Flächen zu bebauen. Die Bebauung erfolgte unter den Namen „Demonstrativ-programm Eversten-Bloherfelde“. Von der Bloherfelder Straße wurden zunächst zwei Stichstraßen (Freiherr-vom- Stein-Straße und Kennedystraße) in Richtung Süden bis zum heutigen Bloherfelder Wasserzug gebaut. Eine durchgehende Verbindung zum Osterkampsweg entstand noch nicht, da die südliche Hälfte der Felder die wir „Kamp“ nannten noch nicht bebaut wurde. Kurz vor Ende der Kennedystraße zweigte die Theodor-Heuß-Straße in östlicher Richtung ab, und machte später einen Knick in nördlicher Richtung um dann in die Bloherfelder Straße einzumünden. An diesem Knick entstand das Gymnasium Eversten. Die Adressen der von der Neuen Heimat an der Theodor-Heuss-Straße errichteten Wohnblocks führten in ihren Anschriften übrigens die Bezeichnung Oldenburg-Eversten. Da die Erschließung des Neubaugebietes von der Bloherfelder Straße erfolgte wurde später das gesamte „Kennedy-Viertel“ dem Stadtteil Bloherfelde zugerechnet. Spätestens nachdem sich am 01.01.1970 die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Eversten in vier Kirchengemeinden aufgegliedert hatte und das „Kennedy-Viertel“ ganz der neuen Kirchengemeinde Bloherfelde zugeordnet wurde, sahen viele dieses Gebiet in seiner Gesamtheit als Teil von Bloherfelde an. Seitdem galt inoffiziell der Bloherfelder Wasserzug als Grenze zwischen Bloherfelde und Eversten.
Im 2000 erschienen Buch „Eversten“ von Georg Bredehorn liest man, das der Wasserzug die Grenze zwischen den Bauernschaften Eversten II bzw. III und Bloherfelde seit 1909 gewesen wäre, schaut man sich die veröffentliche Karte näher an, so könnte man das anzweifeln. Denn dort läuft die gezeichnete Linie durch das E von Eversten. In den siebziger Jahren wurde die Kennedystraße bis zum Osterkampsweg verlängert, während auf der östlichen Seite Sportplätze entstanden wurden die Flächen auf der Westseite bis zum Osterkampsweg bebaut, allerdings nicht wie zuerst geplant mit Einfamilienhäusern, sondern wie bereits an der übrigen Kennedystraße mit Wohnblocks. Mit der Bebauung dehnte die Kirchengemeinde Bloherfelde ihr Gemeindegebiet bis nördlich des Osterkampsweges aus. Als in einen Prospekt der Stadtteil Bloherfelde sogar bis fast zum Küstenkanal unter Einschluss des Everstenmoor dargestellt wurde, kam vom Bürgerverein Eversten jedoch Protest. Es wurde sogar die Forderung laut, das die Stadtteilgrenzen genau festgelegt werden. Die Oldenburger Bürgervereine gaben im Oktober 2005 einen Stadtplan heraus, auf den die Grenzen der einzelnen Vereine verzeichnet sind. Bei einigen gibt es jedoch Überschneidungen, da sich die Vereine nicht einigen konnten. Zwischen den Bürgervereinen Oldenburg-Eversten und Bloherfelde ist wieder der Bloherfelder Wasserzug als Grenze eingezeichnet. Die zwischen Prinzessinweg und Eichenstraße nördlich der Bloherfelder Straße liegenden Gebiete wurden dem Bürgerverein Haarentor-Wechloy zugeordnet, obwohl die historische Grenze zwischen Haarentor (Stadt Oldenburg) und Eversten weiter nördlich nahe der Haaren lag. Somit dürfte diese Karte auch nur für die Bürgervereine eine Bedeutung haben.
3. Kanalbrücke Hundsmühler Straße
Die Hundsmühler Kanalbrücke liegt noch vollständig im Stadtgebiet von Oldenburg, da die Stadtgrenze erst südlich der Einmündung des Achterdiek in die Hundsmühler Straße liegt. Am 01.05.1882 ist die Grenze zwischen Wardenburg und der damaligen Landgemeinde Oldenburg endgültig festgelegt worden, der Hunte-Ems-Kanal markierte damals die Grenzlinie. Dieser Kanal verlief südlich des heutigen Achterdiek bevor er in die Mühlenhunte mündete. Daher gehörte der Hundsmühler Krug (Wöbken) von 1897 bis 1924 zur Gemeinde Eversten, seitdem zur Stadt Oldenburg. Teile von Hundsmühlen die zur Gemeinde Wardenburg gehörten verblieben jedoch beim Kirchspiel Oldenburg-Lamberti (ab 1895 Kirchengemeinde Eversten). Der Kanal der die beiden Gemeinden trennte, konnte über eine Klappbrücke überquert werden. Der in den 20er Jahren begonnene Bau des Küstenkanal führte dazu, dass das Kanalbett seitdem nördlich vom Gasthaus Wöbken verläuft. Im Zuge der Hundsmühler Straße entstand zwischen 1923 und 1927 eine neue Kanalbrücke, es war eine stählerne Bogenbrücke, wie man sie heute noch in Jeddeloh findet. Die „Hundsmühler Kanalbrücke“ wurde im April 1945 wie alle Küstenkanalbrücken von der Wehrmacht gesprengt. Bereits kurz nach Kriegsende wurde aber eine einspurige Behelfsbrücke errichtet. Erst im Jahre 1955 wurde diese Bailey-Brücke durch die heutige stählerne Kanalbrücke abgelöst. In einem Fotoalbum meines Onkels fand ich dazu einige Fotos.
Links: Kanalbrücke Hundsmühlen um 1939. Rechts: Blick von Brücke auf Kanal.
Foto links: Errichtung der neuen Kanalbrücke Hundsmühlen 1955, rechts: Blick auf Hebebrücke über Querkanal um 1953. Fotos: Archiv Stolle
4. Einkauf in den Fünfzigern
Bild oben: Das Geschäftshaus Eichenstraße 41 besaß bis Anfang der 1960er Jahre noch einen Erker-turm, siehe unten links. Gleiche Blickrichtung im Jahr 2016 unten rechts. Foto: privat.
Noch in den fünfziger Jahren sicherten viele kleine Lebensmittelhändler den täglichen Bedarf, so gab es auch am Osterkampsweg 106 den Lebensmittel-laden der Eheleute Nixstadt, ein typischer kleiner „Tante Emma-Laden“, in dem man noch bedient wurde und der tägliche Bedarf eingekauft wurde. Als die Betreiber die Altersgrenze erreicht hatten wurde der Laden in den sechziger Jahren jedoch aufgegeben und für Wohnzwecke umgebaut. Verschiedene Bäcker fuhren noch mit ihren Brotwagen durch die Stadtteile, am Osterkampsweg waren es die Bäcker Kröger, Krumland und Graef, letzterer lange Zeit noch mit Pferd und Wagen. Täglich fuhr Helmut Stamereilers mit seinen Milchwagen durch den Stadtteil, später schaffte er sich einen größeren Verkaufswagen an und verkaufte auch Lebensmittel. An der Eichenstraße besaß er auch einen eigenen A&O-Laden, gegenüber betrieb die Familie Müller neben einer Kohlenhandlung ebenfalls einen Lebensmittelhandel ( Centra). Ein zweiter Centra-Markt wurde von seinem Sohn Egon Müller betrieben. Dieses Geschäft war der größte der drei Lebensmittelläden in der Eichenstraße. Besser bekannt unter dem Namen „Emken“, dies war der Name des vorherigen Inhabers des Feinkostgeschäftes, das sich auf dem südwestlichen Eckgrundstück Eichenstraße / Staakenweg befand. Das Gebäude Eichenstraße 41, das sich weiterhin im Besitz der Familie Emken befand hatte damals noch einen markanten Erkerturm mit durchgängigen Seiteneingängen, erst vom Turminneren konnte man die Eingangstür zum Geschäft betreten. Der Laden hatte eine lange Ladentheke mit Glasscheiben, ich erinnere mich noch an den Käsegeruch. Als Anfang der sechziger Jahre das Gebäude für einen SB-Markt umgebaut wurde, erfolgte leider auch der Abriss des Eckturmes um so einen direkten Zugang zu dem Ladenlokal zu schaffen. Das Haus selbst steht auch heute noch und beherbergt heute einen Textilladen.
5. Altes Wohnhaus am Osterkampsweg 103 ist Vergangenheit
In der 51. Woche des Jahres 2019 wurde das Wohnhaus
Osterkampsweg 103 abgebrochen, das Gebäude gehörte zu den älteren Häusern am
Osterkampsweg in Eversten und war im ähnlichen Stil erbaut worden wie die Häuser am
Anfang des Osterkampsweges ( Nr. 25 bis 33). Das genaue Baujahr ist mir
zwar nicht bekannt, aber es wurde noch vor dem Ende des 1. Weltkrieges errichtet, bekannt
ist aber das im Jahre 1917 das Gebäude seinen ersten Hausanstrich erhielt. Es gehörte
einst meinem Urgroßvater Karl Diedrich Gerhard Peper und seiner Frau Gesine
Margarete Gerhardine Peper geborene Claussen. Beide hatten am 16.09.1897 in
Eversten geheiratet und später das Haus am Osterkampsweg in der damaligen
Gemeinde Eversten erbaut.
Der Stellwerkmeister im Ruhestand lebte dort bis zu seinem
Tode am 24.08.1961 kurz vor seinem 94jährigen Geburtstag, noch am 26.02. 1957
hatte er mit seiner Frau Gesine die Diamantene Hochzeit feiern können,
bevor sie am 16.09.1957 verstarb.
6. Der Kamp
Heute kaum noch vorstellbar aber noch bis Mitte der 60ern wurden die Flächen zwischen dem mittleren Osterkampsweg und der Bloherfelder Straße noch landwirtschaftlich genutzt. Ab Lüntjenweg war nur die Südseite des Osterkampsweges bebaut, auf der Nordseite befanden sich außer 3 Bauern-häusern nur Wiesen und Äcker. Schräg gegenüber vom Lüntjenweg verlief östlich der heutigen Kennedystraße in nördlicher Richtung ein Genossenschaftsweg, den man auch Schützes Weg nannte. Der am Beginn des Weges am Osterkampsweg vorhandene üppige Baumbestand blieb bis heute erhalten. Etwa in Höhe der heutigen Thomas-Dehler-Straße, gab es eine Gabelung in nördlicher Richtung führte ein Feldweg, den man Kamp nannte und an dem es einen größeren Baumbestand gab, dieser knickte nach einigen Metern in östlicher Richtung ab und führte zum Gelände des Kleingartenvereins Eversten-Bloherfelde und weiter zum Brandsweg. Der Kamp mit seinen vielen Bäumen war für uns Kinder ein beliebter Spielbereich.
Oben links: Blick nach Osten auf Kamp (Schützes Weg und Abzw. Weg zum Brands-weg);rechts: Osterkamps-weg Abzw. Schützes Weg. Bilder unten: Blick auf Hof Schütze und Karte (rot beschriebene Wege des Kamps; lila: Osterkampsweg)
In dem Gebiet befinden sich heute noch Grünflächen, Sportplätze und der Aktivspielplatz Eversten. Schützes Weg verlief dagegen in westlicher Richtung, ungefähr dem heutigen Thomas-Dehler-Straße folgend, in Höhe des jetzigen Wendeplatzes, führte der Weg dann weiter in nördlicher Richtung, vorbei am Gehöft des Bauern Schütze ( s. Farbfoto oben) über einen Wasserzug und durch eine Wallhecke zur Bloherfelder Straße. Ab Mitte der 60er Jahre entstanden zunächst nördlich des Wasserzuges Wohnblocks und Kleinsiedlungen im Rahmen des Demonstrativprogramms Eversten-Bloherfelde. Südlich des Wasserzuges bis zum Osterkampsweg war zwar erst der Bau von Einfamilienhäusern vorgesehen, aber in den 70ern entstanden dort auch Wohnblocks, so dass das verbliebene Wohnhaus der Familie Schütze lange Zeit von Hochhäusern umzingelt wurde, erst 2015/16 entstand dort ebenfalls ein Wohnblock. Der Name Kamp ist heute wahrscheinlich nur noch den Alteingesessenen bekannt.
Aber woher kam die Bezeichnung Kamp für dieses Gebiet. In dem Buch „Eversten“ von Georg Bredendiek liest man, dass der Osterkampsweg seine Bezeichnung nach dem beiderseits des Weges liegenden Moorgebietes erhalten hat, das im Moorregister von 1601 „Achter Otzen Kampe“ hieß. 1638 wurde daraus Otzen Kamp, 1693 Otzen Camper Weg, um 1800 sprach man vom Ostenkamperweg, bevor 1840 daraus in den amtlichen Unterlagen die heutige Bezeichnung wurde. Kamp bedeutet Grundstück, das Anwesen der Familie Otzen, der sogenannte Otzen Kamp soll südlich des Abenteuerspielplatzes Eversten gelegen haben, ungefähr dort wo sich in den 60er Jahren noch das Kleingartengelände befunden hat. Vielleicht wurde deshalb später das ganze Gebiet von den Einheimischen Kamp genannt.
7. Das Wappentier von Eversten
Seit 2005 steht am Marktplatz Eversten am Beginn des Eversten Holz ein Standbild eines Ebers, als Symbol von Eversten. Der Eber war bereits das Wappen des Adelsgeschlecht von Eversen, die einst im Gebiet des heutigen Eversten wohnten. Bereits im Siegel von Johannis de Everse aus dem Jahre 1285 taucht der aufrecht stehende und nach links schauende Vorderteil eines Ebers (Ever), mit seinen markanten Merkmalen wie Hauer, Borsten auf den Rücken bis zu den Augen hinziehend und den stark ausgeprägten Vorderpfoten auf. Nach 1511 verschwand mit dem Familiennamen auch das Wappen derer von Eversen.(Quelle: "Eversten von 1200 bis ins 20.Jahrhundert" von Georg Bredehorn).
Der Marktplatz Eversten wie dieser Teil der Wienstraße jetzt heißt wird seit dem 17.11.2005 vom Everster Wappentier dem Eber geziert.
Ob das Wappen auch schon von der 1897 gebildeten Gemeinde Eversten verwandt wurde, ist mir nicht bekannt, aber bei Vereinen des Stadtteils findet man häufig den Eber als Symbol. Noch heute führt der Gesangsverein Teutonia Eversten den Eber in seinem Vereinswappen oben rechts über den Notenschlüssel. Auch der Bürgerverein Eversten führt den Eber als Vereinslogo, nach der Umbenennung in Bürgerverein Oldenburg-Eversten e.V., verwandte man bei Mitteilungen im Oldenburger Bürger eine zeitlang statt des Wappens mit dem Eberkopf jedoch das damalige Logo der Stadt Oldenburg (Oldb). Erst ab 2009 taucht der Eber auch wieder bei Mitteilungen des Bürgervereins in der "Oldenburger Monatszeitung" auf. Das Wappen mit dem Eber wird auch als Symbol des Vereins "Eversten Markt Management e.V." verwandt, der seit März 2006 jeden Mittwoch auf dem Marktplatz Eversten den dortigen Wochenmarkt veranstaltet.
Vor vielen 100 Jahren gründeten die Ammerländer Grafen an der Stelle, wo die Haaren in die Hunte mündet, eine Burg, die den Zugang zum Ammerland beherrschte. Bauern und Fischer, Kaufleute und Handwerker ließen sich bei der ammerschen Burg nieder, die dann Oldenburg genannt wurde. Als immer mehr Volk zusammenströmte, beschlossen die Bürger der Stadt eine Kirche zu bauen und steckten neben dem Marktplatz den Bauplatz für ein Gotteshaus ab. Das verdross den Teufel sehr und er gedachte den Plan zu verhindern. In einer dunklen Nacht stieß der Schwarze von oben in das Herz des Ammerlandes herab und ergriff einen großen Wald zwischen Elmendorf und Zwischenahn. Mit vieler Mühe hob er den schweren Brocken in die Lüfte und flog langsam auf Oldenburg zu. Als er eine gute Strecke vorangekommen war, bemerkte er im Osten einen hellen Streifen am Himmel und hörte sogleich einen weißen Hahn unter sich krähen. Da erschrak er, weil er wusste, dass er beim dritten Hahnenschrei alle Macht verlieren würde und sprach: Witte Hahn witt, ick acht di en Schitt und wiek di kein Schritt. So rasch er nur konnte, flog er weiter. Über eine kleine Weile bemerkte er, dass im Osten das Morgenrot am Himmel heraufzog und hörte unter sich einen roten Hahn krähen. Da erschrak er noch mehr, denn er war noch lange nicht am Ziel, und die Last drückte ihn schwer. In seinem Zorn rief er Rode Hahn rot, du trettst mi up den Fot, watmakst du mi för Not. Um rascher voranzukommen, ließ er einen Teil seiner schweren Last herabfallen. Das ist der kleine Wildenloh. Erleichtert flog er weiter, aber der Tag kam schneller herauf, als er gedacht hatte. Mit dem ersten Sonnenstrahl ließ ein schwarzer Hahn sein „Kükerükü“ erschallen. Da hatte der Teufel sein Spiel verloren, denn die Hähne hatten dreimal gekräht. Da schrie er vor Zorn Swarte Hahn swart, du dreppst miin´t Hart. O, wo mi dat smart! Er warf den Rest der waldigen Last ins Moor und das ist der große Wildenloh. Das tiefe Loch aber, wo der Teufel den Wald ausgerissen hatte füllte sich mit Wasser. So entstand das Elmendorfer oder Zwischenahner Meer. Die Stadt Oldenburg blieb seither vom Teufel unbehelligt. Quelle:Hermann Lübbing Oldenburgische Sagen Heinz Holzberg Verlag, Oldenburg 1968